By Maya Thielen
In der heutigen digitalen Welt spielen Medien eine immer größere Rolle, auch im schulischen Kontext. Durch den Einsatz von digitalen Medien im Unterricht können Lehrkräfte ihre Schülerinnen und Schüler auf vielfältige Weise motivieren und den Lernprozess somit effektiver gestalten. Doch wie genau wirkt sich der Einsatz digitaler Medien auf die Motivation der Schülerinnen und Schüler aus? Und Inwieweit kann man schüler-Motivation speziell durch Medieneinsatz im Unterricht entgegenwirken?
Diesen Fragen wollen wir in diesem Beitrag nachgehen. Da ich selbst bald unterrichten werden, war es mir ein Anliegen herauszufinden, wo die Probleme in der Unterrichtsgestaltung liegen und wie man Unterricht, speziell mit dem Einsatz von verschiedenen Medien spannender und effektiver gestalten kann, um die Motivation und letzten Endes den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler zu steigern.
Viel Spaß beim Lesen!
Die Bedeutung von Motivation im Lernprozess
„Motivation ist so etwas wie eine milde Form der Besessenheit!“ (DeCharms 1979, S. 55). So definiert DeCharms das alltagssprachliche Verständnis von Motivation. „Darin versteht man unter Motivation etwas in einer Person, das bewirkt, dass sie aus eigenem Antrieb heraus auf ein Ziel hinarbeitet und in dieser Situation nichts anderes im Kopf hat“ (Scheer 2011, S.4). „Motivation gilt als eine entscheidende Voraussetzung für erfolgreiches Lernen und gute Leistungen von Schülerinnen und Schülern“ (Heider & Schmeik, 2022, S.85).
„Lernen ist motivierend, wenn die Schülerinnen und Schüler sich als kompetent wahrnehmen, sie das Gefühl haben, das eigene Handeln selbst bestimmen zu können, und sie sich mit anderen verbunden fühlen“ (Heider & Schmeik, 2022, S.85). Werden nun digitale Medien im Unterricht der Grundschule eingesetzt, stellt sich die Frage, inwiefern diese die Motivation der Kinder steigern können, und somit zu besseren Leistungen führen. (vgl. Heider & Schmeik, 2022)
In diesem Beitrag werde ich zwei Arten von Motivation unterscheiden. „Eine besondere Bedeutung, beim Lernen mit Medien hat die intrinsische Motivation“ (Heider & Schmeik, 2022, S.86), bei der die Absicht besteht, eine bestimmte Lernhandlung auszuführen, weil sie selbst positive Erlebnisse mit sich bringt. (vgl. Schiefele 1996) Hierbei spielen individuelles Interesse und Freude eine zentrale Rolle (vgl. Heider & Schmeik, 2022). In der schulischen Umgebung werden viele Handlungen nicht aus eigenem Antrieb und Freude ausgeführt, sondern eher von äußeren Einflüssen wie Lehrkräften oder dem Lehrplan gesteuert (vgl. Buhl, Bonanati & Eickelmann 2021). Dies wird als extrinsische Motivation bezeichnet, bei der die Absicht besteht, eine Lernhandlung durchzuführen, um positive Konsequenzen zu erzielen (z.B. Belohnungen, sozialer Kontakt) oder negative Konsequenzen zu vermeiden (z.B. Bestrafung) (vgl. Schiefele 1996).
Steigerung der Motivation durch den Einsatz digitaler Lehrwerke und Medien
Digitale Lehrmihel und Medien haben einen posi)ven Einfluss auf die Motivation der Schülerinnen und Schüler. (vgl. Heider & Schmeik, 2022) Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, besteht darin, analoge Schulbücher durch digitale Versionen zu ersetzen (vgl. Heider & Schmeik, 2022). Diese bieten den Kindern mehr Interaktionsmöglichkeiten, wie beispielsweise Vorlesefunktionen und interaktive Bilder mit Soundeffekten. Darüber hinaus können Schülerinnen und Schüler maßgeschneiderte E-Books erstellen, die den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, aktiv am Lernprozess teilzunehmen (vgl. Heider & Schmeik, 2022). Zum Beispiel könnten sie ein digitales Pflanztagebuch für naturwissenschaftliche Langzeitversuche, wie zum Beispiel der Anbau von Bohnenkraut, erstellen und mit Fotos und Texten ergänzen.
Digitale Medien können auch als Übungssystem genutzt werden, um Wissen zu festigen und zu vertiefen. Statt traditioneller Arbeitsbläher können motivierende digitale Quiz eingesetzt werden, bei denen die Schülerinnen und Schüler ihr Wissen aktiv demonstrieren und sofortiges Feedback erhalten (vgl. Heider & Schmeik, 2022). Es gibt verschiedene Apps und Plattformen, die Quiz zu verschiedenen Themen anbieten und es Lehrkräften ermöglichen, individuelle Tests zu erstellen, wie zum Beispiel Kahoot (Kahoot! 2024).
Insgesamt bieten digitale Lehrmittel eine Vielzahl von Möglichkeiten, um den Unterricht interaktiver und ansprechender zu Gestalten. Durch den Einsatz von digitalen Medien können Schülerinnen und Schüler auf vielfältige Weise lernen und ihr Wissen vertiefen (vgl. Buhl, Bonanati & Eickelmann 2021).
Förderung des Selbstkompetenzerlebens durch aktive Beteiligung und angemessene Anforderungen
Die aktive Einbindung der Schülerinnen und Schüler in den Lernprozess ist entscheidend für ihr Selbstkompetenzerleben. Durch eigenes Handeln können sie ihre Fähigkeiten besser wahrnehmen als durch bloßes Zusehen (vgl. Schiefele 2014). Die Verwendung digitaler Medien im Unterricht bietet hierfür vielfältige Möglichkeiten. Zudem spielt das Anforderungsniveau eine wichtige Rolle für das Kompetenzerleben (vgl. Heider & Schmeik, 2022). Idealerweise sollten die gestellten Aufgaben in einer „Zone der nächsten Entwicklung“ (Heider & Schmeik 2022, S. 86) liegen, die über dem aktuellen Wissensstand der Lernenden liegt, aber nicht zu weit entfernt ist (vgl. Helmke 2014). Wenn Schülerinnen und Schüler Aufgaben wählen können, die ihrem individuellen Anforderungsniveau entsprechen, steigert dies ihre intrinsische Motivation.
Digitale Apps und Lernprogramme bieten die Möglichkeit, das Schwierigkeitsniveau anzupassen. In der Praxis können die Kinder selbstständig eine passende Aufgabe auswählen oder das Programm passt die Anforderungsstufe automatisch an (vgl. Buhl, Bonanati & Eickelmann 2021). Rückmeldungen nach der Bearbeitung von Aufgaben sind für die Motivation und Leistung der Lernenden von großer Bedeutung, da sie „kognitive, motivationale und metakognitive Prozesse anregen“ (Heider & Schmeik, 2022, S.86). Positives Feedback nach abgeschlossenen Aufgaben stärkt das Selbstkompetenzerleben der Schülerinnen und Schüler. Besonders effektiv sind Rückmeldungen, wenn sie konkret auf bestimmte Sachverhalte bezogen sind.
In digitalen Lernformaten erfolgt die Auswertung oft über Software, sodass die Schülerinnen und Schüler schnell direktes Feedback erhalten können. Darüber hinaus bieten viele Programme verschiedene Darstellungsformen für Feedback an, wie beispielsweise Diagramme zur persönlichen Leistungsentwicklung. (vgl. Sailer, Hense, Mayr & Mandl 2017)
Steigerung der Motivation durch den Einsatz von digitalen Erklärungen im Unterricht
Die Verwendung von digitalen Medien wie Audios, Bildern oder Videos zur Bereitstellung zusätzlicher Informationen kann die Motivation der Schülerinnen und Schüler erheblich steigern (vgl. Ristanto et al. 2020). Durch die Integration von Videos, interaktiven Simulationen, Online-Übungen und anderen digitalen Medien können Lehrkräfte den Lernstoff auf anschauliche und abwechslungsreiche Weise präsentieren. Dies ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, aktiv am Lernprozess teilzunehmen und ihr Verständnis zu vertiefen (vgl. Heider & Schmeik, 2022).
Digitale Erklärungen bieten die Möglichkeit, den Unterricht individuell anzupassen und auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler einzugehen. Sie können in ihrem eigenen Tempo lernen und bei Bedarf zusätzliche Erklärungen abrufen, was sie dazu ermutigt, sich intensiver mit dem Stoff auseinanderzusetzen. Darüber hinaus können digitale Erklärungen das Interesse der Schülerinnen und Schüler wecken und sie für das jeweilige Thema begeistern.
Die visuelle Darstellung komplexer Sachverhalte, die Interaktionsmöglichkeiten und das spielerische Element vieler digitaler Medien tragen dazu bei, den Unterricht spannend und ansprechend zu gestalten (vgl. Heider & Schmeik, 2022). Durch den Einsatz von digitalen Erklärungen wird der Lernprozess lebendiger und motivierender gestaltet, was letztendlich zu einer effektiveren Wissensvermittlung führt.
Steigerung der intrinsischen Motivation durch Selbstbestimmung im Lernprozess
Die Möglichkeit zur Wahl und Selbstbestimmung spielt eine entscheidende Rolle bei der Steigerung der intrinsischen Motivation von Schülerinnen und Schülern. Indem Lehrkräfte den Lernenden die Möglichkeit geben, selbstständig Entscheidungen zu treffen und ihren Lernweg mitzugestalten, können sie deren Engagement und Interesse am Lernprozess nachhaltig fördern. (vgl. Heider & Schmeik, 2022)
Durch die Einbeziehung von Wahlmöglichkeiten können die individuellen Bedürfnisse, Interessen und Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler besser berücksichtigt werden (vgl. Schneider et al. 2018). Dies führt dazu, dass sie sich stärker mit dem Lernstoff identifizieren und motivierter sind, sich damit auseinanderzusetzen. Indem die Lernenden beispielsweise zwischen verschiedenen Themen, Arbeitsmethoden oder Präsentationsformen wählen können, wird ihr persönliches Interesse geweckt und sie fühlen sich aktiv in den Lernprozess eingebunden.
Darüber hinaus stärkt die Möglichkeit zur Wahl das Selbstbewusstsein und die Eigenverantwortung der Schülerinnen und Schüler. Indem sie Entscheidungen treffen und Verantwortung für ihren eigenen Lernfortschritt übernehmen dürfen, entwickeln sie ein größeres Maß an Selbstwirksamkeit und Selbstmotivation. Sie erkennen, dass ihr Handeln einen direkten Einfluss auf ihren Erfolg im Unterricht hat und sind daher bereit, sich mehr anzustrengen und ihr Bestes zu geben.
Die Integration von Wahlmöglichkeiten im Unterricht hat einen positiven Effekt auf die intrinsische Motivation der Schülerinnen und Schüler (vgl. Heider & Schmeik, 2022). Indem Lehrkräfte den Lernenden Raum für Selbstbestimmung geben und ihre individuellen Bedürfnisse berücksichtigen, schaffen sie ein motivierendes Lernumfeld, in dem die Schülerinnen und Schüler gerne lernen und ihr volles Potenzial entfalten können.
Fazit: Digitale Medien dienen als wirkungsvoller Motivationsbooster
Der Einsatz digitaler Medien im Unterricht bietet vielfältige Möglichkeiten, die Motivation der Schülerinnen und Schüler nachhaltig zu steigern. Durch interaktive Elemente, individuelle Anpassungsmöglichkeiten und visuelle Darstellungen können Sie als Lehrkräfte oder angehende Lehrkräfte ein inspirierendes Lernumfeld schaffen, das die Schülerinnen und Schüler aktiv einbezieht und ihr Interesse weckt. Die Möglichkeit zur Selbstbestimmung, die Integration von Wahlmöglichkeiten und die gezielte Rückmeldung fördern nicht nur die intrinsische Motivation, sondern stärken auch das Selbstbewusstsein und die Eigenverantwortung der Lernenden. Digitale Medien dienen somit als wirkungsvoller Motivationsbooster im Unterricht, der dazu beiträgt, dass Schülerinnen und Schüler gerne lernen, ihr volles Potenzial enpalten und erfolgreich im Bildungsprozess voranschreiten können.
Ich hoffe ich konnte Sie motivieren die vielfältigen Möglichkeiten digitaler Medien im Unterricht zu nutzen, um Ihre Schülerinnen und Schüler zu motivieren, zu begeistern, ihr Interesse zu wecken und sie auf ihrem Weg zum Erfolg zu unterstützen – gemeinsam können wir Großes erreichen!
Und nun wünsche ich Ihnen Viel Spaß beim Lesen der anderen inspirierenden Artikel und beim Entdecken weiterer motivierender Ideen für deinen Unterricht!
Literaturverzeichnis
Haider, M. Schmeick, D. (2022) Digitalisierung in der Grundschule / Grundlagen, Gelingensbedingungen und didaktische Konzeptionen am Beispiel des Fachs Sachunterricht, S.85-94
Scheer, V. (2011) Lernmotivation durch den Einsatz von Medien im Unterricht – Schlüssel zum Erfolg? S.4
DeCharms, R. (1979) Motivation in der Klasse. MVG Verlag: München, S.55
Kahoot! (2024): Kahoot! https://create.kahoot.it/ (27.04.2024).
Schneider, S., Nebel, S., Beege, M., Rey, G. D. (2018): The autonomy-enhancing effects of choice oncognitive load, motivation and learning with digital media. In: Learning and Instruction, S.58, S.161–172.
Schiefele, U. (1996): Motivation und Lernen mit Texten. Göttingen: Hogrefe.
Schiefele, U. (2014): Förderung von Interessen. Lauth, G. Grünke M. & Brunstein J. Interventionen bei Lernstörungen. Göttingen: Hogrefe, S.251-261.
Helmke, A. (2014): Unterrichtsqualität und Lehrerprofessionalität: Diagnose, Evaluation und Verbesserung des Unterrichts. Steelze-Velber: Klett Kallmeyer.
Sailer, M., Hense, J. U., Mayr, S. K. & Mandl, H. (2017): How gamification motivates: An experimental study of the effects of specific game design elements on psychological need satisfaction. In: Computers in Human Behavior, S.69, S.371-380.
Ristanto, R. H., Miarsyah, M., Luthfi, I. A., Kristiani, E. & Hasanah, R. (2020): Invertebrate-Interactive Dichotomous Key Media: Enhance Students Learning Motivation in Lower Secondary School. In: International Journal of Information and Education Technology, 10 (9), S.669–673.
Ryan, R. M. & Deci, E. L. (2000): Intrinsic and extrinsic motivations: Classic definitions and new directions. Contemporary Educational Psychology 24, S.54-67.
Buhl, H., Bonanati, S. & Eickelmann, B. (2021): Schule in der digitalen Welt. Göttingen: Hogrefe.
Interessanter Beitrag – motiviert hoffentlich viele Lehrkräfte, sich mit digitalen Medien selbst auseinanderzusetzen und diese sinnvoll in ihren Unterricht zu integrieren!