By Elena Herbst
Liebe Leserinnen und Leser von DigitFuture4Teachers,
Digitale Medien sind aus unserem heutigen Alltag nicht mehr wegzudenken, und die fortschreitende Technik findet sich in allen Lebensbereichen der Menschen wieder. Die Nutzung digitaler Medien verbessert und vereinfacht in vieler Hinsicht unseren Alltag. Doch für die Nutzung benötigt man nicht nur entsprechende Kenntnisse, sondern sollte sich auch über die Gefahren bewusst sein. Auch Kinder sind mit einer Vielzahl an Medien bereits vor dem Schulbeginn konfrontiert. Daher stehen wir als Lehrkräfte oder angehende Lehrkräfte stets vor der Herausforderung, unsere Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf die Anforderungen einer zunehmend digitalisierten Welt vorzubereiten. Dabei spielen curriculare Vorgaben eine entscheidende Rolle. Sie bilden das Gerüst, an dem wir unsere pädagogischen Aktivitäten ausrichten. „Die curricularen Anforderungen der Digitalisierung ergeben sich dabei inhärent aus den Kompetenzanforderungen des jeweiligen Fachs.“ (Kultusministerkonferenz 2021: 50). In unserem heutigen Blogbeitrag möchten wir uns mit der Bedeutung curricularer Vorgaben besonders im Hinblick auf Sachunterricht für die Integration digitaler Medien im Schulalltag auseinandersetzen.
In dem Perspektivrahmen Sachunterricht wird betont, dass eine zentrale Aufgabe des Sachunterrichts darin besteht, „Schülerinnen und Schüler darin zu unterstützten, ihre natürliche kulturelle, soziale und technische Umwelt sachbezogen zu verstehen, sie sich auf dieser Grundlage bildungswirksam zu erschließen und sich darin zu orientieren, mitzuwirken und zu handeln“ (Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts et al. 2013: 9). Dabei steht die ganzheitliche Bildung im Fokus. In dieser Hinsicht gewinnt die Integration digitaler Medien eine besondere Bedeutung, da diese feste Bestandteile unserer heutigen Lebenswelt darstellen. Daher müssen Lehrkräfte ihren Schülerinnen und Schüler dabei helfen, diese Lebenswelt mit all den vielfältigen Möglichkeiten an digitalen Medien besser zu verstehen und sich darin zu orientieren. Es ist also wichtig, dass wir die Schülerinnen und Schüler dazu ermutigen, die Möglichkeiten und Risiken der Digitalisierung kritisch zu hinterfragen und zu verstehen. Nur so können sie die Welt um sich herum besser begreifen und aktiv dazu beitragen, sie demokratisch und nachhaltig zu gestalten. Dazu gehört auch ein bewusster und gut durchdachter Einsatz digitaler Medien im Unterricht. (vgl. Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts (GDSU) 2021: 2).
Das Ziel der Medienerziehung ist es, die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler zu erweitern (vgl. Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts et al. 2013: 83). Dabei wird die Vermittlung von Fähigkeiten im Umgang mit Medien zu einem zentralen Bestandteil des Sachunterrichts (vgl. ebd.). Es geht darum, dass die Schülerinnen und Schüler sowohl im Unterricht als auch außerhalb des Unterrichts entwicklungsangemessene Fähigkeiten im Umgang mit Medien erwerben (vgl. ebd). Ziel ist es, dass sie in der Lage sind, Medien reflektiert auszuwählen und angemessen damit umzugehen, um die verschiedenen Medienquellen kritisch zu bewerten und zu nutzen (vgl. ebd.). Dies schließt auch die „kritische Auseinandersetzung mit den Daten und Speicherungen“ (ebd.: 84) ein und fördert somit einen „verantwortungsbewussten Umgang mit sensiblen Daten“ (ebd.). Des weitern können „die Erscheinungsformen der Digitalisierung unter verschiedenen Perspektiven betrachtet werden“ (Bogedan/Kultusministerkonferenz 2016: 2). Zum einen kann die technologische Perspektive betrachtet werden bei der Funktionsweisen der Systeme untersucht werden. Die gesellschaftlich-kulturelle Perspektive hingegen „untersucht die Wechselwirkungen der digitalen vernetzten Welt mit Individuen und der Gesellschaft“ (Bogedan/Kultusministerkonferenz 2016: 3). Außerdem kann die anwendungsbezogene Perspektive in den Blick genommen werden, die sich mit der effektiven und effizienten Nutzung digitaler Medien beschäftigt (vgl. ebd.).
Der Sachunterricht stellt dabei eine duale Besonderheit dar: Die Schülerinnen und Schüler sollen durch den Sachunterricht auf der einen Seite etwas über digitale Medien lernen und andererseits mit digitalen Medien lernen (vgl. Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts (GDSU) 2021: 1). Digitale Medien dienen im Sachunterricht also nicht nur als Lernmittel, sondern auch als eigentlicher Lerngegenstand (vgl. Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts (GDSU) 2021: 6). In diesem Kontext ist es aber auch wichtig, der Ausstattung der Schulen mit digitaler Technik besondere Aufmerksamkeit zu widmen (vgl. Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts et al. 2013: 154), weil sie dabei hilft, dass Schülerinnen und Schüler besser mit digitalen Medien umgehen können.
Lernen über digitale Medien:
Beim Lernen über digitale Medien, geht es darum Schülerinnen und Schüler aufzuklären, wie digitale Technologien funktionieren, welche Auswirkungen sie haben und wie man sie nutzen kann. Dabei sind die digitalen Medien selbst der Lerngegenstand und stehen im Fokus. Die Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts legt besonderen Wert darauf, dass Schülerinnen und Schüler folgende Themen behandeln: Das Entwickeln eines Verständnisses für Medien und deren Auswirkungen, die gezielte und zweckorientierte Nutzung von Medien sowie die Fähigkeit Medien kritisch zu reflektieren (vgl. GDSU, 2021: 84). Diese Kompetenzen werden durch verschiedene Themenfelder im Sachunterricht gefördert, darunter der Medienalltag auch im Vergleich zu anderen Kulturen, verschiedene Kommunikationsmittel, die Rolle der Medien als Informationsquellen, die Sicherheit im Netz sowie die Funktionsweise neuer Medien (ebd.). Dabei ist es wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler ein grundlegendes Verständnis für die Konzepte des Algorithmisierens und Automatisierens sowie für die Interaktion zwischen Menschen und Maschine entwickeln. Dies bildet die Grundlage für das Verständnis der Digitalisierung (vgl. Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts (GDSU) 2021: 5). Auch wird gefordert, dass die digitale Bildung „kontinuierlich über alle Schulstufen für alle Schüler_innen im Sinne eines Spiralcurriculums erfolg(t)“ (Bogedan/Kultusministerkonferenz 2016: 1). Ein Spiralcurriculum sieht vor, dass Themen und Fähigkeiten aufeinander aufbauen und sich schrittweise vertiefen. Dies ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, sich über einen längeren Zeitraum hinweg mit digitalen Themen zu beschäftigen und ihre Fähigkeiten schrittweise zu entwickeln.
Lernen mit digitalen Medien:
Lernen mit digitalen Medien bezieht sich darauf, wie Schülerinnen und Schüler digitale Ressourcen und Tools aktiv nutzen, um Wissen zu erwerben, Fähigkeiten zu entwickeln und Probleme zu lösen. Dabei setzen sie digitale Technologien ein, um eigenständig nach Informationen zu suchen, Inhalte zu verstehen, zu analysieren und zu bewerten sowie um kreative Projekte zu erstellen. Es geht darum, dass die Lernenden die vielfältigen Möglichkeiten digitaler Medien nutzen, um beispielsweise ihren Lernprozess zu unterstützen.
Eine der im Perspektivrahmen für Sachunterricht aufgelistete Perspektivübergreifende Denk-, Arbeits- und Handlungsweisen, ist das eigenständige Erarbeiten. Besonders in diesem Bereich ist der Einsatz von digitalen Medien sehr sinnvoll (vgl. Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts et al. 2013: 22). Digitale Medien bieten eine Vielzahl an Ressourcen und Tools, die es den Schülerinnen und Schüler ermöglichen, eigenständig nach Informationen zu suchen, diese zu bewerten und für ihre Zwecke zu nutzen. Durch die Nutzung von Suchmaschinen, digitaler Bibliotheken und anderen digitalen Informationsquellen können sie ihre Recherche – und Informationskompetenz entwickeln und schärfen. Die Schülerinnen und Schüler lernen somit mit digitalen Medien. Damit wird nicht nur ihr Medienkompetenz gestärkt und erweitert, sondern auch ihre Selbstständigkeit und Problemlösungsfähigkeit. Des Weiteren können Medien genutzt werden, um durch Übungen, Spiele oder Experimente zu lernen sowie um gestalterische Aufgaben zu lösen oder Präsentationen durchzuführen (vgl. Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts et al. 2013: 84). Sie bieten eine breite Palette von Anwendungsmöglichkeiten im schulischen Kontext. Beispielsweise können sie auch verwendet werden, um das Verständnis der Schüler durch interaktive Übungen oder Lernspiele zu fördern. Durch digitale Experimente können komplexe Konzepte besser erforscht und erlebt werden. Zudem dienen sie der Erstellung und Durchführung von Präsentationen, wodurch Schüler ihre Ergebnisse auf anschauliche und ansprechende Weise präsentieren können. Insgesamt bieten Medien eine Vielzahl von Möglichkeiten, das Lernen abwechslungsreich, interaktiv und effektiv zu gestalten.
Im Perspektivrahmen des Sachunterrichts werden Schlüsselkompetenzen für Schülerinnen und Schüler definiert, um sie auf eine zunehmend digitalisierte Welt vorzubereiten. Folgende Kompetenzen sind hierzu aufgelistet:
Die Schülerinnen und Schüler sollten in der Lage sein, verschiedene Medien zu benennen und deren Zweck zu erklären. Sie sollten verstehen, dass Informationen auf verschiedene Arten dargestellt werden können und geeignete Wege nutzen können, um Informationen zu finden und sich auszutauschen. Sie sollten in der Lage sein, Informationen zu suchen, zu vergleichen und auszuwählen, um sie für ihre Bedürfnisse zu nutzen. Sie sollten zwischen analogen und digitalen Methoden wählen können, um ihre Ergebnisse zu präsentieren. Sie sollten wissen, wie sie sichere und angemessene Beiträge in Online-Foren veröffentlichen können und die Risiken und Chancen von Online-Kommunikation verstehen. Sie sollten den Datenschutz verstehen und respektieren und in der Lage sein, Medienangebote kritisch zu reflektieren. (vgl. Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts et al. 2013: 85). Diese Kompetenzen werden auch in dem Medienkompass widergespiegelt. Der Medienkompass ist angesetzt bis zu Orientierungsstufe und beinhaltet verschiedene Lernbereiche wie: Anwendung und Handeln, Problembewusst und sicher agieren, Analysieren und Reflektieren, Informieren und Recherchieren, Produzieren und Präsentieren und Kommunizieren und Kooperieren (vgl. Pädagogisches Landesinstitut o. D.: 4-14). In dem Medienkompass können sich die Schülerinnen und Schüler in den verschiedenen Bereichen der Medienkompetenz selbsteinschätzen und abhaken, wenn sie eine weitere Kompetenz erworben haben. Der Medienkompass bietet dabei eine strukturierte Möglichkeit für Schülerinnen und Schüler, ihre Entwicklung in verschiedenen Bereichen der Medienkompetenz zu begleiten. Aber auch wir Lehrkräfte sollten uns fortlaufend über neue Trends und Entwicklungen informieren und weiterbilden um die Lernmethoden und -themen entsprechend der Weiterentwicklung anzupassen.
Fazit
Digitale Medien sind ein fester Bestandteil unseres Alltags und spielen auch im Schulunterricht eine immer wichtigere Rolle. Als Lehrkräfte müssen wir unsere Schülerinnen und Schüler darauf vorbereiten, die Chancen und Herausforderungen der digitalen Welt souverän zu meistern. Dabei helfen uns curriculare Vorgaben, die den Einsatz digitaler Medien lenken. Durch eine bewusste Medienerziehung fördern wir die kritische Reflexion und verantwortungsbewusste Nutzung von Medien bei unseren Schülerinnen und Schülern. Unterstützende Strukturen wie beispielsweise der Medienkompass ermöglichen eine gezielte Entwicklung ihrer Medienkompetenz stufenübergreifend. Insgesamt ist es unsere Aufgabe als Lehrkräfte, die Potenziale digitaler Medien im Schulunterricht voll auszuschöpfen, um das Lernen abwechslungsreich, interaktiv und effektiv zu gestalten und unsere Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf die Anforderungen einer zunehmend digitalisierten Welt vorzubereiten.
Literaturverzeichnis:
Bogedan, Claudia/Kultusministerkonferenz (2016): Bildung in der digitalen vernetzten Welt, Strategie der Kultusministerkonferenz, [online] https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/PresseUndAktuelles/2018/Digitalstrategie_2017_mit_Weiterbildung.pdf.
Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts et al. (2013): Perspektivrahmen Sachunterricht, Perspektivrahmen Sachunterricht, VERLAG JULIUS KLINKHARDT, [online] http://dnb.d-nb.de.
Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts (GDSU) (2021): Sachunterricht und Digitalisierung, Positionspapier der Gesellschaft für Didaktik Des Sachunterrichts (GDSU), report, [online] http://www.gdsu.de.
Gesellschaft für Informatik e.V. (2016): Dagstuhl-Erklärung: Bildung in der digitalen vernetzten Welt, [online] https://gi.de/fileadmin/GI/Hauptseite/Themen/Dagstuhl-Erkla__rung_2016-03-23.pdf.
Kultusministerkonferenz (2021): Bildung in der digitalen Welt, Strategie der Kultusministerkonferenz, [online] https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2021/2021_12_09-Lehren-und-Lernen-Digi.pdf.
Pädagogisches Landesinstitut (o. D.): MEDIENKOMP@SS, Primar- und Orientierungsstufe.