By Hannah Zörb
Eine kurze Einführung
Liebe Leserinnen und Leser,
die Digitalisierung hat viel verändert, nicht nur in unserem privaten Umfeld und Privatleben, sondern auch in Bildungsstätten. Sowohl in Gymnasien, Realschulen, Universitäten und sogar in den Grundschulen hat sich viel getan. Es gibt in vielen Schule mittlerweile die Möglichkeit, Tablets im Unterricht zu benutzen und sich mit diesen mit der medialen Welt vertraut zu machen. Aber es gibt auch noch viele andere Möglichkeiten die Digitalisierung in den Unterricht einzubringen. Dabei muss man nicht extra ein neues Unterrichtsfach einführen, sondern man kann die Digitalisierung in jedem Fach und in jeder Klassenstufe miteinbringen.
Zum einen ist es durch die neue Technik möglich, auch zu unterschiedlicher Zeit und an unterschiedlichen Orten an einer Aufgabe mit mehreren Personen zu arbeiten. In vielen Schulen ist es normal, als Medien beispielsweise Audiodokumente oder Videos zu nutzen, welche in Frontalform abgespielt werden konnten. Dabei stellt sich heraus, dass viele Kinder nicht dazu in der Lage sind, die gehörten oder gesehenen Dinge in dem Wiedergabetempo zu verstehen und verarbeiten (vgl. Heusinger,2022, S.44). Es kommt zu Wiederholungs- und Erinnerungsfehlern, welche auch durch individuelle Meinungen, Beobachtungen und Interessen entstehen (vgl. Döring/Bortz 2016, in: Haider/Schmeinck 2022, S.176). Durch die neuen Methoden, wie die Nutzung der Tablets, kann jeder in seinem eigenen Tempo, mit beliebigen Pausen, individuell arbeiten und lernen. Ein kurzes Beispiel ist eine unterrichtsbegleitende digitale Pinnwand, welche man als Lehrkraft oder Schüler/in erstellen kann, um gemeinsame inhaltliche Notizen zu erstellen. Das nimmt vielen auch die Angst, alles auf Anhieb verstehen zu müssen. Ebenfalls dient eine digitale Pinnwand einer direkten Ergebnissicherung und dafür, einen „Gesamtüberblick über die thematischen Aspekte, sodass ein gemeinsames Fazit“ entstehen kann (Heusinger, 2022, S.45). Zudem kann ein Herz ausgewählt werden, um einen Beitrag zu favorisieren und einen besseren Überblick zu schaffen (vgl. Heusinger, 2022, S.47).
Informationen sammeln, ordnen, und planen
Ein digitales Board ist wie eine Tafel auf der Ideen gesammelt werden können, anschließend lässt sich eine Gliederung für das spätere Ausführen erstellen. Der Vorteil dieses digitalen Boards ist es, dass während des Unterrichts keine Zeit mehr benötigt wird, um bereits besprochene Ideen erneut in den Sinn zu rufen und erneut an- bzw. abzuschreiben. So funktioniert auch ein Etherpad. Hier kann auch der Schriftstil geändert werden, Schreibblockaden verhindert und Kreativität freigesetzt (vgl. Heusinger,2022, S.46 f.).
Mindmaps dienen einer Sortierung von einzelnen Begriffen bezüglich eines Themas. In der digitalen Version kann man zunächst Elemente sammeln, mit anderen ordnen, strukturieren oder kategorisieren. Somit entsteht eine „hilfreiche Vorlage für den Ausführungsprozess“ (Heusinger, 2022, S.47).
Dann gibt es noch die Möglichkeit, Wortwolken zu verwenden. Sie dienen der Visualisierung für ein bestimmtes Thema. Man gibt Stichwörter in ein Programm ein, welche dann als Wolke erscheinen. Bei mehrmaliger Eingabe desselben Wortes erscheint das Wort in der Wolke in einer größeren Schrift. Der Vorteil dieses Programms ist, dass ein schnelles Brainstorming ermöglicht wird, und man auch die Überlegungen der anderen Personen auf Anhieb sieht, ohne dass ein Name dabeisteht und es einer Rechtfertigung bedarf. Es entsteht ein schneller Überblick über alle Aspekte (vgl. Heusinger, 2022, S.47).
Alternatives Schreiben
Wenn nun die Aspekte der Begriffssammlung, Ordnung und Planung des weiteren Vorgehens abgeschlossen ist, kann man sich dem Schreiben widmen. In der Schule ist es üblich, seine Gedanken in Worte zu fassen und sie dann in einem Text festzuhalten, dies kann Schwierigkeiten bei Kindern hervorbringen, beispielsweise weil die einen langsamer lesen oder schreiben als andere oder weil manche ein Thema oder einen Text schneller verstanden haben.
Die Methode des digitalen Storytellings hat die Aufgabe, Fakten und Sachverhalte „in Form einer Geschichte“ darzulegen und somit werden diese Aspekte anschaulicher und verständlicher gemacht. Storytelling kann in jedem Fach genutzt werden, um Zusammenhänge deutlich zu machen. Dabei wird die Vorstellungskraft angeregt und man erkennt mehrere Perspektiven und bekommt somit „unterschiedliche Zugänge zu abstrakten Themen“ (Heusinger, 2022, S.49). Dafür eignen sich Blogs, Etherpads, das Erstellen einer Website sowie Microblogging-Dienste.
Auch Chatstories können ein Vorteil für den Unterricht sein. Man kann in einer Gruppendiskussion ein bestimmtes Thema bearbeiten und dabei fiktive Personen interagieren lassen. Solche fiktiven Personen, können Akteure eines gelesenen Textes, biblische Figuren, Wissenschaftler oder Künstler, sowie Sportler sein, je nach dem in welchem Fach diese Methode angewandt wird. Dadurch wird eine Dokumentation der Lerninhalte ermöglicht aber auch die Spontanität und Kreativität der Schülerinnen und Schüler wird gefördert. Im Fremdsprachenunterricht können somit Alltagssituationen simuliert werden, ein Chat unter biblischen Figuren der behandelten Bibelstelle nachgestellt und sich somit in ihre Gedanken hineinversetzt werden. Im Sachunterricht kann ein Chat über gesunde Pausensnacks geführt werden oder im Sportunterricht zu Aufwärmübungen (vgl. Heusinger, 2022, S.50f.).
Eine weitere Idee, um die Digitalität in den Unterricht miteinzubringen, bezieht sich auf Social Reading. In der heutigen Zeit muss nicht mehr jeder Text ausgedruckt und kopiert werden, was auch negativ für die Umwelt ist. Stattdessen stehen viele Texte auch in elektronischer Form zur Verfügung, welche den Schülerinnen und Schülern digital zur Verfügung gestellt werden kann. Umgesetzt werden kann die Social Reading Methode durch einen Blog. Hierbei werden Passagen des Textes gebloggt und die Schüler haben die Möglichkeit die Kommentarfunktion zu nutzen, um ihre Gedanken zu teilen (vgl. Heusinger, 2022, S.51).
Sprechen statt Schreiben
Es gibt aber nicht nur Alternativen für das Schreiben und Erarbeiten von Texten, sondern auch auditive Möglichkeiten. Dabei findet neben einer Erweiterung von Sachkompetenzen auch Sprachförderung statt (vgl. Heusinger, 2022, S.52).
Eine dieser Alternativen ist das Erstellen eines Audioguides. „Dies bietet sich an für Orte, die mit den zu erarbeitenden Lerninhalten verknüpft sind“. Einen dieser Orte können sich Schülergruppen auswählen und diesbezüglich recherchieren und eine auditive Führung planen und erstellen. Solche Orte können lokale Sehenswürdigkeiten, naturwissenschaftlich, biblisch oder historisch sein. Also Museen, Pyramiden, Städte und viele weitere. Hierbei bekommen alle Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit virtuell einen Lernort zu erkunden und das auf eine Art und Weise, welche anders als normale Referate durchgeführt wird (Heusinger, 2022, S.52). Ähnlich funktioniert auch das Erstellen eines Hörspiels. Dabei können fiktive Situationen wie Unterhaltungen unter Tieren im Sachunterricht, ein Arztbesuch im Sport, eine Gerichtverhandlung in Religion oder die Simulation einer Wegbeschreibung in Deutsch oder Englisch, erstellt werden (vgl. Heusinger, 2022, S.53). Man lernt an Situationen, welche einen selbst betreffen könnten und somit gewinnt die Aufgabe an Wichtigkeit.
Es gibt auch die Möglichkeit der musikalischen Umsetzung von Lerninhalten, durch Apps, welche wie ein Aufnahme- und Produktionsstudio funktionieren. Zum einen kann man seine Stimme/ seinen Gesang aufnehmen, zum anderen kann man Instrumente einspielen lassen. Diese Variante eignet sich gut, um Lerninhalte zu wiederholen und zu verinnerlichen. Die Schülerinnen und Schüler können dann beispielsweise Grammatikregeln, Gedichte oder Rechenregeln so formulieren, dass sie sich diese besser merken können. Dies kann man auch besonders gut vor einem Test oder einer Klausur machen, um für sich selbst eine Lernstütze zu erstellen (vgl. Heusinger, 2022, S.54).
Sehr beliebt können auch Podcasts sein. Entweder man kann die Schülerinnen und Schüler eigene Podcasts in Form von Diskussionen, einem Interview, einem Kommentar, Moderation oder Werbung erstellen lassen bezüglich Themen wie den Nachrichten, fiktive Reportagen zu Orten oder Ländern, Umweltdiskussionen, einem Spiel oder Aktivität. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Im jüngeren Alter kann man aber auch selbst als Lehrkraft, Podcasts erstellen, welche den Kindern auch zuhause zur Verfügung gestellt werden können, um Hausaufgaben besser zu verstehen. Ebenfalls gibt es auch schon viele Podcasts zu den verschiedensten Themen und für die jeweiligen Klassenstufen, welche wie Erklärvideos zum Erklären genutzt werden können (vgl. Heusinger, 2022, S.54f.) außerdem eignen sich Podcasts aber auch um gelerntes zu sichern und um es durch die Vernetzung mit anderen zu transferieren und festigen (vgl. Haider/Schmeinck, 2022, S.193). Sowohl die Medienkompetenz wird hierbei gefördert, ebenso „liegt es nahe, dass sich ein noch größeres Potenzial von Podcasts ergibt, wenn die Lernenden in die Podcast-Erstellung integriert werden (Lazzari, 2008, in:Haider/Schmeinck, 2022, S.193). Ein kleines Beispiel für den Sachunterricht: „Angenommen die Schülerinnen und Schüler hätten im Sachunterricht die Lebensweisen der Menschen in der Steinzeit kennengelernt, so könnten sie ihre Lernergebnisse anstatt in schriftlicher Form auf einem Arbeitsblatt auch in mündlich-digitaler Form im Rahmen eines Podcasts abspeichern und das alltägliche Leben der Steinzeitmenschen beschreiben.“ (vgl. Haider/Schmeinck, 2022, S.194).
Damit kommen wir auch schon zum nächsten Punkt. Dieser bezieht sich auf die filmische Umsetzung. In Partner- oder Gruppenarbeit können selbstständig kleinere Erklär- oder Lernvideos erstellt werden, um die wichtigsten Themen aus einer Unterrichtseinheit oder einem Schuljahr festzuhalten und somit einen Überblick zu erschaffen. Dies eignet sich ebenfalls gut, um ein Bewegungsfeld im Sport vorzustellen oder eine Wurftechnik oder ein Spiel zu erklären. Auch können Naturphänomene, eine chemische Reaktion, Pflanzen und Tiere im Sachunterricht oder eine Inhaltszusammenfassung eines Textes mögliche Themengebiete sein (vgl. Heusinger, 2022, S.56).
Forschen und Lernen
Tablets verfügen über Kameras. Diese sind vor allem im Bereich der Chemie, der Physik oder des Sachunterrichts von großem Vorteil. Nicht selten werden hier Versuche durchgeführt, um den Kindern die Praxis näher zu bringe, von dem was sie theoretisch lernen. Ist der Versuch beendet, gilt es ein Versuchsprotokoll zu verfassen. Häufig ist so ein Versuch dann aber ganz schnell vorbei und man weiß als Schülerin oder Schüler gar nicht so genau, was gerade passiert. Für so etwas eignet sich die Möglichkeit, ein Slow-Motion Video zu erstellen, um den Ablauf nochmal ganz genau vor Augen zu haben und somit zu verstehen, was gerade passiert ist. Bei einem anderen Versuch soll man etwas über mehrere Stunden, Tage oder Wochen beobachten, zum Beispiel beim Wachsen, Schmelzen oder Verdunsten. Für diese Art von Versuch eignet es sich, Zeitraffer zu erstellen, um die einzelnen Fortschritte bildlich festzuhalten und somit das spätere Auswerten und die Beobachtung an sich besser zu gestalten (vgl. Haider/Schmeinck, 2022, S.175ff.). „Die Aufnahme ermöglicht es dann den Lernenden, eine konkrete und belastbare Vorstellung von einem schnell ablaufenden Vorgang zu bekommen, die sonst nur schematisch bzw. modellhaft erklärt werden könnten.“ (Haider/Schmeinck, 2022, S.177). Der Fokus dieser Methode, liegt auf der Erkenntnisgewinnung der Schülerinnen und Schüler.
Neben dem Erstellen von Videos, Podcats, Hörspielen oder anderen Dingen, gibt es die Möglichkeit, digitale Produkte einzusetzen. Somit kommen die Kinder bereits in der Grundschule mit den Themen Technik, konstruieren und programmieren in Berührung. „Erste Studien in diesem Bereich belegen, dass inhaltlich informatisch angelegter Unterricht mithilfe von geeignetem Material durchaus erfolgreich in der Grundschule umgesetzt werden kann und dass die Voraussetzungen zur Vermittlung von Programmierkonzepten bei Kindern im Grundschulalter prinzipiell bereits vorhanden sind.“ (Gibson 2012, in: Haider-Schmeinck, 2022, S.214). Solches Material wäre dann beispielsweise „Cubetto“. Das ist ein kleiner Holzroboter, welcher den Kindern bereits im Alter von 3-6 Jahren die ersten Robotik Grundlagen vermitteln kann. Außerdem gibt es auch noch den Roboter „Dash“ von der Firma Wonder Workshop (vgl. Haider/Schmeinck, 2022, S.216f.), welcher sich für Kinder ab 6 Jahren eignet. Ebenfalls interessant ist Lego Education (vgl. Haider/Schmeinck, 2022, S.220). Davon gibt es mittlerweile genügend Varianten um einen geeigneten Baukasten, zum späteren Programmieren, zu finden.
Abschließende Worte
Durch all diese Ideen und verschiedenen Möglichkeiten, kann man die Digitalisierung in der Schule und vor allem auch in den Unterricht einbringen. Dadurch, dass sich Dokumente und erarbeitete Projekte, sowie Ergebnisse problemlos auf vielfältige Weise festhalten und speichern lassen, ist es auch für langsamere Kinder oder für die in der Unterrichtsstunde abwesenden Kinder möglich, nochmal das erlebte und erlernte zu wiederholen und aufzuarbeiten. Jedoch gibt es auch Kinder mit Beeinträchtigungen wie Stottern, Mutismus, Hör- und Lernbeeinträchtigungen und noch viele weiteren. Auf diese Kinder muss auch Rücksicht genommen werden und Alternativen geschaffen. Manche Methoden eignen sich hier besser als andere und es bedarf einer genauen Auseinandersetzung mit den Schülerinnen und Schülern, sowie der Themenvermittlung. Das ist jedoch ein anderes großes Thema, welches noch beachtet und behandelt werden muss. Ich hoffe ich konnte Ihnen einen kurzen Einblick in die Welt des digitalisierten Unterrichts ermöglichen und ihnen vielleicht Ängste oder Zweifel nehmen und sie stattdessen zu neuen Methoden inspirieren.
Habe ich Ihr Interesse geweckt? Dann gibt es noch viele spannende Blogeinträge zu entdecken!
Literatur
Döring, N.; Bortz, J. (2016): Forschungsmethoden und Evaluation. Wiesbaden: Springer.
Haider, M. [Hrsg]; Schmeinck,D. [Hrsg.](2022): Digitalisierung in der Grundschule. Grundlagen, Gelingensbedingungen und didaktische Konzeptionen am Beispiel des Fachs Sachunterricht. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt.
Heusinger, M. (2022): Lernprozesse digital unterstützen. Ein Methodenbuch für den Unterricht. Weinheim Basel: Beltz Verlag.
Lazzari, M. (2008): Creative use of podcasting in higher education and it effect on competitive agency. In: Computers & Education, 52, H.1, 27-34.
Vielen Dank für den informativen Beitrag – davon können sicher viele (angehende) Lehrkräfte profitieren! Freue mich auf weitere hilfreiche Tipps zum Einsatz digitaler Medien in der Grundschule.