By Michelle Husmann
Einführung
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
In einer Welt, die von ständiger digitaler Innovation geprägt ist, wird Medienkompetenz zu einer unverzichtbaren Fähigkeit für Kinder. Die Grundschule ist der ideale Ort, um die Grundlage für einen verantwortungsvollen Umgang mit Medien zu schaffen.
Erste Daten und Zahlen
Die KIM-Studie (Kinder und Medien, Computer und Internet) liefert dabei wertvolle Einblicke in das Medienverhalten von Kindern und Jugendlichen (vgl. KIM-Studie 2022). Aus der Studie lässt sich dabei ablesen, welche Medien sie nutzen. Aus den Zahlen kann erkannt werden, dass mehr als die Hälfte der Kinder ein eigenes Handy oder Smartphone besitzen (vgl. KIM-Studie 2022: 4). Ebenso ist zu erkennen, dass diverse andere digitale Medien, wie zum Beispiel ein Fernseher, eine Spielkonsole oder ein Laptop/ Computer, ihren Platz bei den Kindern finden (vgl. KIM-Studie 2022: 4). Durch die Ergebnisse ist erkennbar, dass Kinder und Jugendliche bereits früh medial geprägt werden, wodurch es umso wichtiger ist, dass Medienbildung bereits in der Grundschule ihren Platz findet und thematisiert wird.
Medienbildung, warum so früh?
In der heutigen Gesellschaft sind digitale Medien wie Smartphones zu unverzichtbaren Begleitern geworden, die nicht nur für die Kommunikation, sondern auch als Werkzeuge zum Recherchieren, Lernen und Spielen dienen. Dieser präsente Einsatz von digitalen Technologien prägt nicht nur die Erwachsenen, sondern auch die Erfahrungen der Kinder (vgl. Herzig 2020: 111). Sie kommen somit früh mit diesen Medien in Berührung. Sie beobachten, wie Erwachsene ihre Smartphones nutzen, sei es zum Arbeiten, für soziale Interaktionen oder zur Unterhaltung und ahmen dieses Verhalten oft nach.
Durch den stetigen Anstieg der Anzahl der Kinder, die digitale Medien besitzen und nutzen und aus dem Fakt, dass Kinder sich das Verhalten der Erwachsenen abgucken, lässt sich sagen, dass Medienbildung heutzutage ein Element der Grundbildung ist, welches nicht dem Zufall überlassen werden darf (vgl. Irion 2018: 4).
Medienbildung als Grundbaustein/ Basis
Manche Kinder werden bereits durch ihre Eltern an die digitalen Medien herangeführt. Doch um diese zu unterstützen, sollte die Grundschule, welche die Aufgabe hat, die Basis für die weitere Schullaufbahn zu schaffen, die Eltern unterstützen. Es kann somit gesagt werden, dass es die Pflicht der Grundschule ist diesen Grundbaustein der Medienbildung zu legen und sich damit zu befassen (vgl. Irion 2018: 4). Doch was genau kann als Basis der Medienbildung verstanden werden? Als Basis wird im Allgemeinen etwas bezeichnet, was als grundlegendes oder fundamentales Teil fungiert, sodass auf dieses Teil etwas Weiterführendes aufgebaut werden kann. Beispielsweise müssen in der Grundschule die Basiskenntnisse der vier Grundrechenarten gelegt werden, damit im weiteren Verlauf der Schullaufbahn darauf aufgebaut werden kann. Somit lässt sich als Basis der Medienbildung, welche den Kindern bereits in der Grundschule beigebracht werden soll, etwas wie gutes Recherchieren, Informationen sorgfältig per E-Mail oder Ähnlichem auszutauschen oder auch die Verwendung von technischen Hilfsmitteln bezeichnen (vgl. Herzig 2020: 112). Als Grundlage, welche im Medienkompass des Landes festgehalten sind, sollen für die weiterführende Schule oder auch den Beruf Programme, wie Word, kennengelernt werden. Auch der Umgang mit QR-Codes, Bildern, Videos und Fotos sollte nicht unbekannt sein. Wenn die Schülerinnen und Schüler diese Fähigkeiten kennenlernen, kann später darauf aufgebaut werden (vgl. Herzig 2020: 111). Sollte dies nicht der Fall sein und den Schülerinnen und Schülern wird diese Basis weder erklärt noch gezeigt, könnten diese Kinder im weiteren Verlauf ihres Lebens im Nachteil sein. Viele weiterführende Schulen, aber auch spätere Arbeitgeber gehen davon aus, dass diese Kenntnisse vorhanden sind und mit ihnen umgegangen werden kann. Aus eigenen Erfahrungen lässt sich berichten, dass das Recherchieren und das Erstellen einer Präsentation über ein Thema, was einem unbekannt ist, zum Alltag gehört. In beiden Fällen sind die grundlegenden Fähigkeiten eng mit der digitalen Medien ver- bunden, sodass es unverzichtbar ist, diese Grundlagen bereits in der Grundschule einzuführen.
Die Aufgaben der Lehrkräfte
Während des Lernprozesses ist es von entscheidender Bedeutung, dass Lehrpersonen die Mediennutzung der Schülerinnen und Schüler aktiv begleiten und ihnen dabei helfen, ein breites Spektrum an Fähigkeiten und Kompetenzen im Umgang mit Medien zu entwickeln (vgl. Nie- syto 2019: 23). Dies bedeutet nicht nur, die Schülerinnen und Schüler bei der technischen Nutzung digitaler Medien zu unterstützen, sondern auch sie zu befähigen, diese Medien kritisch zu hinterfragen, Informationen auszuwerten und verantwortungsbewusst damit umzugehen. Dieses Argument verstärkt die Aussage, dass digitale Medien in der Grundschule eingeführt werden sollen, denn so kann sichergestellt werden, dass Grundschulkinder vor den Gefahren im Umgang mit digitalen Medien geschützt und aufgeklärt werden können. Die Schülerinnen und Schüler werden ohne Bedenken an die Gefahren der digitalen Welt herangeführt, was vielen zu Hause nicht immer gewährleistet werden kann (vgl. Herzig 2020: 111). Dabei ist gemeint, dass Kinder sowohl sicher und geschützt an die digitale Welt herangeführt werden, indem sie bei diesem Weg begleitet werden.
Die wichtigsten Beschlüsse der KMKs
Wie bereits argumentiert wurde, ist es in der heutigen, digitalen Zeit ein Muss, dass digitale Medien in der Grundschule eingeführt und bildungswirksam verwendet werden. Inzwischen hat die Bedeutung der Medienbildung eine solche Tragweite, dass sie als wesentlicher Bestandteil schulischer Bildung fest verankert werden muss (vgl. KMK 2012). Dieser Beschluss der Kultusministerkonferenz unterstreicht die dringende Notwendigkeit, Medienkompetenz als eine unverzichtbare Pflichtaufgabe im Bildungssystem zu etablieren. Es ist ein deutliches Signal dafür, dass die Förderung von Medienbildung nicht länger als optionales Zusatzangebot, zum Beispiel durch AGs, sondern als essenzieller Bestandteil des Lehrplans betrachtet wird. Dies stellt einen Schritt in Richtung einer Bildungspolitik dar, die darauf abzielt, die Schülerin- nen und Schüler optimal auf die Anforderungen und Chancen der digitalen Welt vorzubereiten und sie zu befähigen, in einer zunehmend digitalen Welt zu agieren.
Dieser Beschluss wurde vier Jahre später erneuert beziehungsweise erweitert. Diese Erweiterung beinhaltet, dass die Bundesländer verpflichtend Sorge dafür tragen müssen, dass Schülerinnen und Schüler am Ende ihrer Pflichtschulzeit über spezifischen Kompetenzen im Bereich der digitalen Medien verfügen sollen. Des Weiteren wird darauf hingewiesen, dass „Länder (…) in ihren Lehr – und Bildungsplänen (…), beginnend in der Primarschule, die Kompetenzen ein(beziehen), die für eine aktive, selbstbestimmende Teilnahme in einer digitalen Welt erforderlich sind“ (KMK 2016: 12). Dieser erweiterte Beschluss der Kultusministerkonferenz verdeutlicht und betont, dass die Integration der Nutzung digitaler Medien verpflichtend ist. Zudem sollen aus der Integration dieser Medien gewisse Kompetenzen entwickelt werden. Die frühzeitige Einführung und Nutzung dieser Medien in der Grundschule spiegelt die Realität unserer zunehmend digitalisierten Gesellschaft wider und bereitet die Schülerinnen und Schüler darauf vor, in einer Welt zu leben, die von Technologie und Medien geprägt ist. Im Jahr 2021 wurde erneut ein erweiterter Beschluss veröffentlicht. Die wesentlichen Erweiterungen umfassen die generelle Erweiterung der digitalen Kompetenzen und die Integration von Digitalisierung in allen Fächern (KMK 2021: 7). Zudem sollen Lehrerfortbildungen und die allgemeine Ausstattung und Infrastrukturen an den Schulen unterstützt werden (KMK 2021: 16). Diese, aber auch andere Erweiterungen, zeigen, dass eine umfassendere und tiefere Integration der digitalen Bildung in das deutsche Bildungssystem angestrebt werden soll.
Das Potenzial und die Vorteile von digitalen Medien
Nicht nur, dass digitale Medien Pflicht sind, sie bringen auch einen sehr großen, praktischen Effekt für das Lernen in der Grundschule mit sich. Digitale Medien haben großes Potential, um Schülerinnen und Schülern in ihren Lernprozessen als Lernunterstützung zu dienen. Die Schulen sind verantwortlich dafür, dass digitale Medien eingeführt werden, um diese als Lernunterstützung für die Kinder zugänglich zu machen, sodass sie diese nutzen können (vgl. Böhme/Munser-Kiefer/Prestridge 2020: 3). Natürlich liegt der Schwerpunkt nicht ausschließlich auf der Verwendung digitaler Medien als alleiniges Lernmaterial, jedoch können sie aufgrund ihrer vielfältigen Möglichkeiten und Ressourcen eine äußerst wertvolle und bereichernde Ergänzung zu traditionellen Unterrichtsmaterialien sein (vgl. Irion 2018: 5). In vielen Fällen ist es so, dass Kinder den Umgang mit digitalen Medien zu Hause nicht erlernen können, weil sie entweder nicht dürfen oder weil sie gar keine digitalen Medien besitzen. Um einer digitalen Ungleichheit entgegenzuwirken ist es sinnvoll, den Kindern den Umgang mit digitalen Medien in der Schule zu ermöglichen und zu zeigen. Das führt dazu, dass sichergestellt werden kann, dass wirklich alle Kinder davon profitieren können und diejenigen, die zu Hause keine Möglichkeit haben, nicht benachteiligt werden (vgl. Niesyto 2019: 19).
Durch den gezielten Einsatz digitaler Medien können Lehrkräfte das Lernen auf unterschiedliche Weisen unterstützen, bereichern und auch differenzieren. Durch interaktive Lernprogramme wird den Schülerinnen und Schülern eine individuelle Möglichkeit geboten, die das Interesse der Kinder wecken und zugleich das Verständnis des Themas vertiefen kann. Darüber hinaus ermöglichen digitale Medien eine stärkere Einbindung von auditiven und visuellen Lernmedien, was besonders Schülerinnen und Schülern mit unterschiedlichen Lernstilen hilft. Aus eigener Erfahrung lässt sich berichten, dass besonders zur Zeit der Flüchtlingskrise und der damit zunehmenden Anzahl an Kindern, die kein Deutsch verstehen, geholfen werden kann. Sie können beispielsweise einfache Fachbegriffe im Sachunterricht selbstständig, unter zu Hilfenahme von digitalen Medien, erarbeiten, um somit die verschiedenen Abläufe oder Themen besser verstehen zu können.
Abschließende Worte
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Einführung und Nutzung digitaler Medien in der Grundschule von entscheidender Bedeutung sind, um die Schülerinnen und Schüler auf die Anforderungen einer zunehmend digitalisierten Welt vorzubereiten. Durch den gezielten Einsatz digitaler Medien können Lehrkräfte das Lernen auf vielfältige Weise unterstützen und bereichern, indem sie interaktive Lernprogramme, multimediale Inhalte und Online-Ressourcen nutzen. Diese können den traditionellen Unterricht mit verschiedenen Materialien fördern, sodass individuelles Lernen für alle Kinder ermöglicht werden kann. So kann gewährleistet werden, dass möglichst viele verschiedene Lernstile der Schülerinnen und Schüler durch unterschiedliche Repräsentationsformen angesprochen werden. Darüber hinaus bieten digitale Medien die Möglichkeit, die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler zu stärken und sie zu kritischen Mediennutzern zu formen. Doch trotz aller Vorteile, die ausführlich erklärt wurden, ist es wichtig, den Einsatz digitaler Medien sorgfältig zu planen und dabei gewisse Regeln aufzustellen. Nur so kann sichergestellt werden, dass digitale Medien dazu beitragen, effektiv und zielführend zu sein. Letztendlich geht es darum, dass ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den traditionellen Mitteln und den modernen Technologien herrscht, denn digitale und analoge Medien und Methoden schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern ergänzen sich (vgl. Knoblauch). So kann der Lernprozess bestmöglich unterstützt werden und zugleich werden die Schülerinnen und Schüler optimal auf die Anforderungen in der digitalen Welt vorbereitet.
Wenn ihr noch nicht genug von digitalen Medien in der Grundschule habt, dann schaut euch gerne die anderen Beiträge an, die viele weitere spannende Themen bereithalten.
Literatur:
Böhme, R., Munser-Kiefer, M., & Prestridge, S. (2020). Lernunterstützung mit digitalen Medien in der Grundschule: Theorie und Empirie zur Wirkweise zentraler Funktionen und Gestaltungsmerkmale. Zeitschrift für Grundschulforschung, 13, 1-14.
Herzig, B. (2020). Medienbildung in der Grundschule – ein konzeptioneller Beitrag zur Auseinandersetzung mit (digitalen) Medien.
Irion, T. (2018). Wozu digitale Medien in der Grundschule? Sollte das Thema Digitalisierung in Grundschulen tabuisiert werden?. Grundschule aktuell: Zeitschrift des Grundschulverbandes, (142), 3-7.
Knaus, T., & Niesyto, H. (2019). Digitale Medien in der Grundschule. Ein Gespräch über Herausforderungen und Chancen für Schule und Lehrerinnen-und Lehrerbildung (pp. 345-365).
Knoblauch, Verena: Vier Erkenntnisse zu digitalen Medien in der Grundschule, fobizz.com [online] https://fobizz.com/digitale-medien-in-der-grundschule-es-geht-nicht-darum-alles- was-bislang-analog-gemacht-wurde-nun-auf-teufel-komm-raus-zu-digitalisieren/ [abgerufen am 23.05.24]
KIM-Studie (2022): Kindheit, Internet, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger.
KMK – Ständige Konferenz der Kultusminister in der Bundesrepublik Deutschland (2012): Medienbildung in der Schule, Standards für die Lehrerbildung – Bildungswissenschaften. Beschluss der Kultusministerkonferenz. Bonn: KMK
KMK – Ständige Konferenz der Kultusminister in der Bundesrepublik Deutschland (2016): Bildung in der digitalen Welt, Standards für die Lehrerbildung – Bildungswissenschaften. Beschluss der Kultusministerkonferenz. Bonn: KMK
KMK – Ständige Konferenz der Kultusminister in der Bundesrepublik Deutschland (2021): Lehren und Lernen in der digitalen Welt, Standards für die Lehrerbildung – Bildungswissenschaften. Beschluss der Kultusministerkonferenz. Bonn: KMK
Super Beitrag. Schön zu lesen.
Interessanter Artikel, sehr gut zu lesen und ein wichtiges Thema!